Das Lied der Harfe
Als David an den Königshof Sauls kam, soll er gebeten haben,
auf einer wunderschönen Harfe spielen zu dürfen, die unbenutzt im Thronraum
stand. Der König antwortete, die besten Harfenspieler hätten sich daran
versucht, doch die Harfe habe nur furchtbare Missklänge von sich gegeben. Aber
David ließ nicht locker. Da der König Saul ihn sehr schätzte, gab er ihm
schließlich doch die Erlaubnis, auf der Harfe zu spielen.
Als David sein Spiel beendet hatte, weinten alle Leute des Hofes vor Rührung
und Bewegung, weil die Musik so wunderbar und hinreißend klang. Der König
fragte David nach seinem Geheimnis. Und David erklärte ihm: «Alle anderen
Spieler versuchten, der Harfe ihre eigenen Lieder aufzuzwingen. Doch da
weigerte sie sich. Ich spielte auf der Harfe ihr eigenes Lied. Habt ihr gehört,
wie sie lachte, als ich sie an die Zeit als junger Baum erinnerte, ihr von den
hellen Sonnenstrahlen erzählte, die durch ihre Zweige glitzerten, von den
singenden Vögeln in ihren Ästen und den Liebespaaren in ihrem Schatten? Hörtet
ihr sie weinen, als ich sie an jenen Tag erinnerte, als sie gefällt wurde und
ihr Leben als Baum endete? Aber habt ihr auch gehört, wie sie jubelte, als ich
mit ihr sang von der Auferstehung zu einer wunderbaren Harfe, von der hohen
Berufung, zu Gottes Ehren und der Menschen Freude zu erklingen?»
Unser Leben gleicht einer solchen Harfe. Wie oft versuchen
uns die Spieler ihre Lieder aufzuzwingen. Andere wollen uns benutzen für ihre
Lieder von Geld und Macht, Ruhm und Eitelkeit, Leistung und Fortschritt, aber
auch von Sinnlosigkeit und Resignation, von Tod und Vergänglichkeit. Dann geben
wir nur Misstöne von uns, und unser Leben klingt so schaurig und verstimmt.
Gott möchte mit uns unser Lied spielen, das Lied von einer großen Sehnsucht
nach Liebe und einer tiefen Erfüllung in Jesus.
«Gott, der für uns seinen eigenen Sohn geopfert hat, sollte er uns noch etwas
vorenthalten?»
Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag,
Aussaat Verlag
