Stimmt deine Uhr
Ein Indianer kam einst mit zwei Zeigern zu einem Uhrmacher
und bat ihn: «Bring mir diese beiden Zeiger in Ordnung, sie geben schon seit
einem halben Jahr die Zeit nicht mehr richtig an.» «Aber wo hast du denn deine
Uhr?» «Daheim, in meiner Hütte», gab der Indianer zur Antwort. «Ja, aber wenn
du mir deine Uhr nicht bringst, kann ich sie nicht wieder in Gang bringen»,
sagte der Uhrenmacher.
«Aber ich habe dir doch gesagt, dass an der Uhr nichts zu
reparieren ist, sondern nur an den Zeigern, und die habe ich mitgebracht. Du
willst die Uhr nur haben, um mir eine große Rechnung schreiben zu können!»
Zornig ging er davon.
Wir denken vielleicht mit überlegenem Lächeln: welch ein törichter Mensch! Aber
sind nicht viele Menschen ebenso töricht, wenn sie nur dafür sorgen, dass ihr
Lebenswandel in Ordnung ist, dass sie nicht auffallen und niemand ihnen etwas
nachsagen kann? Tue recht und scheue niemand, das sind die beiden Zeiger, auf
deren rechten Gang wir Wert legen. Aber die Uhr, das Herz, das alles regiert,
soll bleiben, wie es ist. Das liefern wir dem großen himmlischen Meister nicht
aus, damit er es richtig in Gang bringen kann. Man fürchtet die Kosten. Man hat
Angst, dass man mit seiner Lieblingssünde brechen oder sein dickes, altes Ich
verleugnen soll. Wenn davon die Rede ist, gehen viele zornig fort und bilden
sich dennoch ein, dass die Zeiger richtig gehen, auch wenn sie von Gottes
angegebenem Gang bedenklich abweichen. Die Uhr muss ich haben, sagt der große
Meister des Lebens.
«Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz, prüfe meine Gedanken und
Gefühle! Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden, dann hol mich zurück
auf dem Weg, der zum ewigen Leben führt!»