Eine Tür
Eine Tür setzt Anfang und Ende. Eine Tür ist ein Zeichen für
die Spannung des Lebens. In die festen Wände sind offene Türen eingebaut. Unser
Leben ereignet sich in Häusern und Räumen, die beides haben, starke Mauern und
bewegliche Türen. Menschen brauchen beides, schützende Mauern und offene Türen.
Mauern bergen und bewahren, Türen eröffnen und verheißen. Mauern ohne Türen
würden das Leben ersticken.
Türen ohne feste Wände ließen das Leben erfrieren oder
verwehen. Wie wunderbar ist es, durch eine Tür in ein bergendes Haus hinein-
oder aus dem Begrenzten in die Weite des Lebens hinaustreten zu können.
So ist auch die Tür für sich noch eine Spannung. Sie ist Eingang und Ausgang.
Eine Tür teilt unser Leben ein in ein Innen und Außen. Wir brauchen ein Innen
der Bewahrung, worin wir das Verletzliche, Schöne, Zarte und Geheimnisvolle des
Lebens bergen. Wir suchen das Draußen der Bewährung, die Herausforderung und
Weite, wo wir das Leben erfahren, Neues erproben, Sinn erkennen, andere finden
und an Letztes stoßen.
Eine Tür ist Ende des einen und Anfang des anderen Raumes. Eine Tür lässt
eintreten und hinausgelangen. In der Tür werden wir entlassen in die Weite, in
der Tür werden wir empfangen, in die Wärme eingeladen. Die Tür ist immer eine
Schwelle und Grenze. Sie verbindet und trennt, eröffnet und verschließt, nimmt
ein und lässt heraus. Eine Tür hat immer zwei Seiten, wie das Leben.
Jesus sagt: «Ich allein bin die Tür. Wer durch mich zu meiner Herde kommt, der
wird gerettet werden. Er kann durch diese Tür ein- und ausgehen, und er wird
saftig grüne Weiden finden.»
Jesus ist die Tür zum Leben. Bei ihm ist beides, Weite und Wärme, Bewahrung und
Bewährung, innen erlöst und nach außen gesandt, eingeladen und herausgefordert.
Durch Jesus können wir eintreten in die Liebe Gottes und hinausgelangen aus uns
selbst in die Weite des Gottesreiches.
Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Aussaat Verlag
