Liebe verwandelt
In einem Gefängnis saß ein Schwerverbrecher seine
lebenslange Strafe ab. Er war voller Hass und Bitterkeit, verschlossen und
grob. Immer wieder versuchte der Gefängnisseelsorger, mit ihm zu sprechen und
ihm nahezukommen. Er wurde getreten, angespuckt, bekam das Essen ins Gesicht
geschüttet und Flüche an den Kopf geworfen. Siebzehn lange Jahre bemühte sich
der Seelsorger mit außerordentlicher Liebe um den Mann.
Eines Tages, als er in die Zelle kam, brach der Häftling
weinend vor dem Pfarrer zusammen und sagte: «Seit siebzehn Jahren bin ich nun
zu Ihnen wie ein Teufel, und Sie haben mich immer als Menschen behandelt. Nun
will ich auch ein Mensch werden!»
Das war der Anfang einer langen und grundlegenden Verwandlung eines Menschen.
Die Liebe des Seelsorgers, die in dem hasserfüllten Verbrechers das sah, was
noch werden könnte, verwandelte den Mann.
Die Augen der Wahrheit sehen, was ein Mensch ist und nicht ist. Aber die Augen
der Liebe sehen das, was ein Mensch noch werden kann, wenn er geliebt wird. Das
war das Geheimnis der Liebe Jesu. Er sah als Wahrheit die Grenzen und Mängel
eines jeden, aber er sah als Liebe schon die Verwandlung. Ein Zöllner wird ein
Apostel, ein Blinder sehend, eine Ehebrecherin geheiligt, ein Besessener frei.
laquo;Diese Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles und hält
allem stand.»
Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag,
Aussaat Verlag