Das Leben ist wie ein Bogen
Der Apostel Johannes spielte im Alter gern mit einem zahmen
Rebhuhn. Eines Tages besuchte ihn ein Jäger und wunderte sich, dass ein so
wichtiger Mann wie ein Kind mit einem Vogel spielte. Der Jäger fragte den
Apostel: «Du könntest große und wichtige Dinge tun und spielst mit einem
Rebhuhn. Warum vertust du die kostbare Zeit mit einem nutzlosen Spiel?»
Johannes schaute den Jäger nachdenklich an und fragte
zurück: «Weshalb ist der Bogen auf deinem Rücken nicht gespannt?» «Der Bogen
würde seine Spannkraft verlieren, wenn er immer gespannt wäre. Wenn ich ihn
beim Jagen brauchte und einen Pfeil abschießen wollte, hätte er keine Kraft
mehr!» - Johannes antwortete: «Das Leben ist wie ein Bogen. Es kann nicht immer
angespannt sein. Sonst würde es seine Kraft verlieren. Jeder Mensch braucht, um
seine Spannkraft zu erhalten, die Phasen der Entspannung. Und wenn er dann
wieder gefordert ist, hat er die nötige Kraft zum Handeln und Wirken. Gott will
keine abgehetzten und überforderten Leute. Gott gönnt uns die Ruhepausen. Und
die Zeit, die wir uns zur Stille und Ruhe, zum Spielen und Feiern nehmen, ist
keine verlorene Zeit. Schöpferische Kräfte wachsen aus der Ruhe.
Erschöpfungszustände kommen aus Ratlosigkeit und Hetze. Gott möchte, dass wir
schöpferische Menschen und nicht erschöpfte Leute sind.»
«Geht jetzt an einen einsamen, stillen Platz!» sagte Jesus zu seinen Jüngern.
«Ihr habt Ruhe nötig!»