Aufhören!
In einem Supermarkt hat sich vor der Kasse eine Schlange
gebildet. Eine ältere Dame bezahlt gerade ihre Waren. Hinter ihr warten eine
junge Mutter mit ihrem kleinen Jungen und einem vollen Wagen. Der Junge schiebt
voller Ungeduld und Übermut seinen Wagen der älteren Dame in die Beine.
Einmal übersieht es die Frau höflich. Der Junge macht
weiter. Da sagt die Dame freundlich zu dem Jungen: «Kannst du das bitte lassen,
das tut mir weh!» Der Junge hört nicht auf und schiebt den Wagen wieder und wieder
gegen die Beine der Frau. Da wendet sich die Dame an die Mutter: «Könnten Sie
Ihrem Jungen bitte sagen, dass er damit aufhört?» Die Mutter antwortet frech:
«Mein Kind ist antiautoritär erzogen, es weiß alleine, wann es aufhören muss!»
Die alte Dame ist sprachlos. Der Junge schiebt weiter den Wagen gegen die Frau.
Die junge Mutter lächelt überlegen. Hinter der Mutter steht ein Mann, der mit
seinem Honigglas auch auf das Bezahlen wartet. In aller Ruhe schraubt der Mann
das Glas auf und gießt der Mutter den flüssigen Honig über den Kopf und sagt
unter dem Beifall der Umstehenden: «Ich bin auch antiautoritär erzogen!»
Das Verhalten des Jungen und der Mutter spiegelt einen Irrtum wider, der auch
im Grossen besteht: Wir meinen, wir wissen, wann wir aufhören sollen.
Der Bauch gehört uns, der Leib gehört uns, das Leben gehört uns, die Zeit
gehört uns, das Geld gehört uns. Wir wissen, wann wir mit der Sünde aufhören
müssen. Wann müssen wir aufhören mit Rüsten und Abtreiben, mit Humangenetik und
künstlichen Menschen, mit Wirtschaftswachstum und Umweltbelastung? Wir sind
ohne eine Autorität erzogen. Wir wissen allein, wann wir aufhören müssen.
Selbst mit dem Leben hören viele auf, wenn sie meinen, dass es keine Freude
mehr machen kann. Aber das ist ein Irrtum. Wir brauchen für unser Leben Masse
und Autoritäten, die über unseren kleinen Lusthorizont hinausreichen.
Gott möchte uns in seiner Liebe und Weisheit sagen, wann wir aufhören müssen,
damit andere, wir selbst und die ganze Schöpfung nicht zu Schaden kommen. Ob wir
noch aufhören, auf Gott und seine Liebe hören können? Vielleicht gießt uns mal
jemand ein Glas Honig über den Kopf, damit wir merken, dass es so nicht
weitergeht.
«Hört mir zu, und kommt her! Ja, nehmt meine Weisungen an,
damit ihr am Leben bleibt!»
Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag,
Aussaat Verlag