Trotz Leiden andere beglücken
Eine alte Chronik erzählt von einem Mönch des
Barfüßer-Ordens, der um 1374 am Main lebte. Er war vom Aussatz befallen und
darum von der Gesellschaft ausgestoßen. Er, der sein Leben Gott geweiht hatte,
wurde aus der Gemeinschaft der Lebenden und Gesunden ausgeschlossen. Welch eine
Trauer und Tragik. Aber der...
Eine alte Chronik erzählt von einem Mönch des
Barfüßer-Ordens, der um 1374 am Main lebte. Er war vom Aussatz befallen und
darum von der Gesellschaft ausgestoßen. Er, der sein Leben Gott geweiht hatte,
wurde aus der Gemeinschaft der Lebenden und Gesunden ausgeschlossen. Welch eine
Trauer und Tragik. Aber der vom Aussatz entstellte Mönch, der aller Schönheit
und Gemeinschaft beraubte Kranke dichtet und singt. In der alten Chronik heißt
es: «Der war von den Leuten ausgewiesen und war nicht rein. Aber er machte die
besten Lieder und Reigen in der Welt!» Der Dahinsiechende dichtet und singt für
andere die schönsten Lieder. Während sein eigenes Leben bereits in «Verwesung»
übergeht, «verwesenslicht» er das Leben anderer Menschen. Er führt deren Leben
zur Freude, Liebe und zum Glauben. Der Barfüßer-Mönch ist ein Bild für den
Menschen, der als ausgestoßener, leidender, sterbender Mönch noch gibt und
schenkt, beglückt und erfreut.
«Als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden und siehe, wir
leben; als die Gezüchtigten, und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber
allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viel reich machen; als die
nichts haben, und doch alles haben!»