Wer liebt hat Zeit
Atemlos hetzen wir durch das Leben. Wie in einem Netz sind
wir in Eile und Zeitnot gefangen. Das Treiben der modernen Welt wird immer
fieberhafter und die Menschen immer gehetzter. Wir haben Angst, etwas zu
verpassen, und jagen den Gelegenheiten hinterher. Die Gier nach Mehr und immer
Neuem lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Wie ein Fluch ist diese Eile, und ganz
tief sinkt die Seele dabei.
Und mit den Menschen rotieren die Begriffe und Bilder,
verflacht die Sprache, verlieren sich die Masse und Normen des Lebens.
Das Verrückte an der Hast und Hetze ist, dass wir dabei stillsitzen Entweder
sitzen wir in Fahrzeugen und rasen an ruhigen Bildern vorbei, oder wir sitzen
in bequemen Sessel und lassen die Bilder an unseren Augen vorüberzucken.
Während der Mensch sitzt und immer dicker und träger wird, rast und rennt es an
seinen Augen und an seiner Seele vorbei.
Der hektischen Raserei des Bösen können wir nur die Gelassenheit und Intensität
der Liebe entgegensetzen. Wer liebt, hat Zeit! Zeit haben ist keine Frage der
Uhren und der Berufe, der Kalender oder Aufgaben. Zeit haben ist eine Frage der
Liebe und der Geborgenheit. Wer von der Liebe zu Gott, zu einem Menschen, zu
einer Aufgabe, zu einer lohnenden Zukunft gepackt ist, hat viel Zeit dafür.
Wenn Zeitnot und Hektik, Angst und Gier, Sorgen und Rasen wie ein Netz über uns
ist, in dem wir gefangen sind, dann ist die Liebe Gottes zu uns wie ein Netz
unter uns, das uns auffängt, wenn wir uns fallen lassen. Gottes Liebe fängt uns
auf. Die Lebensangst und Lebensgier fangen uns ein, und je mehr wir strampeln,
desto gefangener werden wir sein. Die Liebe Gottes fängt uns auf. Und je mehr
wir uns fallen lassen, desto mehr werden wir die Sicherheit und Festigkeit der
Liebe erfahren.
«Du wirst mich aus der Schlinge ziehen, die meine Feinde mir heimlich gelegt
haben! Ja, du bist meine einzige Zuflucht. Ich aber, Herr, vertraue dir. Du
bist mein Gott, daran halte ich fest! Was die Zeit auch bringen mag, es liegt
in deiner Hand.»