Es geht ohne Gott in die Dunkelheit
Nach den Riesen der Antike, den Titanen, hatte man auch den
Ozeanriesen benannt, «Titanic». Dieses Schiff wurde als Triumph menschlicher
Technik gefeiert und galt als unsinkbar. Übermütige Werftarbeiter sollen an den
Schiffrumpf unter der Wasserlinie Lästerparolen geschrieben haben: «No God - no
Pope!» Wir brauchen keinen Gott und keinen Papst!
Als das Schiff zu seiner ersten Fahrt von England nach Amerika aufbrach, waren
die reichsten und einflussreichsten Menschen der damaligen Welt unter den 1800
Passagieren. Während die Menschen auf dem Schiff dinierten und tanzten, sich an
den Bars und in den Sälen vergnügten, war der Eisberg schon da. Kein Mensch
glaubte an eine Gefahr. Auch der Kapitän änderte trotz mehrmaliger Warnungen
über Funk nicht seinen Kurs. Dieses Schiff würde allen Hindernissen überlegen
sein. In der Nacht des 14. April 1912 rammte das Schiff einen Eisberg und
zerbarst. Nur wenige der Passagiere konnten in Rettungsbooten vom sinkenden
Schiff entkommen. 1517 Menschen ertranken in jener Nacht mit all den Pelzen und
Juwelen, mit all dem Glanz und Prunk. Die unsinkbare Titanic versank in den
Wogen und liegt seitdem auf dem Meeresgrund. Während das Superschiff langsam
unterging und die Menschen mit in die Tiefe zog, spielte die Bordkapelle den
Choral: «Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!»
Wie oft fuhren die Lebensschiffe auf das Meer der Zeit hinaus. An manchen
konnte man die Überzeugung lesen: Kein Gott! Wie viele Lebensschiffe sind an
den Eisbergen von Not und Elend, Leid und Schuld zerbrochen. Und manchmal
verwandelte sich die Überheblichkeit in Sehnsucht und Gebet: «Näher, mein Gott,
zu dir, näher zu dir!»
«In ihrem eigenen Netz haben sie sich verstrickt! So hat der Herr bewiesen, wer
er ist: Sein Urteil kam zur rechten Zeit! - Die Unterdrückten finden bei Gott
Zuflucht. In schwerer Zeit beschützt er sie.»
Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag,
Aussaat Verlag